Behandlung von Kopfschmerzen mit TCM
Kopfschmerzen
Warum hat man Schmerzen? Im Grunde sind sie eine Warnmeldung des Körpers.
Spezielle Schmerzrezeptoren im Körper senden Impulse ans Gehirn. Dort wird der Schmerz wahrgenommen, also bewusst, und der Mensch kann darauf reagieren. Beispielsweise die Hand von der heissen
Kochplatte nehmen.
Bei Kopfschmerzen ist das komplizierter. Der Schmerz scheint direkt aus dem Inneren des Gehirns zu kommen, aber Nervenzellen des Gehirns sind schmerzunempfindlich. Es gibt sogar Operationen am
Gehirn, die unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Sehr schmerzempfindlich sind dagegen die Hirnhäute und die Gefäße des Gehirns. Man nimmt daher an, dass Kopfschmerzen durch eine
Reizung dieser Organe hervorgerufen wird.
Aber wodurch der Reiz konkret ausgelöst wird, ist nach wie vor nicht umfassend erforscht.
Kopfschmerzen aus schulmedizinischer Sicht
Man unterscheidet primäre und sekundäre Kopfschmerzen.
Sekundäre Kopfschmerzen sind die Folge einer anderen Erkrankung wie einer Augenerkrankung oder Erkältung. Auch ein hoher Blutdruck kann zu Kopfschmerzen führen wie
auch eine Vergiftung. (Alkohol)
Da liegt die Ursache auf der Hand und wenn die Ursache behandelt wird, werden die Kopfschmerzen besser.
Bei der überwiegenden Anzahl von Kopfschmerzen handelt es sich jedoch um primäre Kopfschmerzen. Sie sind in sich selbst begründet.
Die Ursachen sind nach wie vor nicht ausreichend erforscht.
Primäre Kopfschmerzen
Dazu zählt man Spannungskopfschmerzen und Migräne
Am häufigsten sind Kopfschmerzen vom Spannungstyp. Darunter leiden laut der "Stiftung Kopfschmerz" 67,4 Prozent der Frauen und 51,9 Prozent der Männer im Laufe eines Jahres. Drei Prozent davon sind als chronisch zu betrachten, weil sie an mehr als 15 Tagen im Monat auftreten.
Typisch für Spannungskopfschmerzen ist ein dumpfer, drückender Schmerz, als wenn der Kopf in einen Schraubstock eingespannt ist. In der Regel ist der Schmerz leicht bis mittelschwer und kann vom Nacken bis in die Schläfen in den ganzen Kopf ausstrahlen.
Migränekopfschmerz ist im Verhältnis dazu stärker und pulsierend. Meist sind die Kopfschmerzen einseitig. Begleitet wird Migräne oft von Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit.
Laut der "Stiftung Kopfschmerz" sind ca 10 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von Migräne betroffen. Davon 12- 14 Prozent Frauen und 8 Prozent Männer.
Da man die genaue Ursache von primären Kopfschmerzen nicht wirklich kennt, ist das
oberste Therapieziel die Schmerzen zu beseitigen. Dafür werden in erster Linie Schmerzmedikamente verabreicht, aber auch Massagen und Entspannungstechniken empfohlen. Bei Spannungskopfschmerzen vermutet man einen Zusammenhang zwischen Stress, Anspannung , verspannter Nackenmuskulatur und Halswirbelsäule. Bei Migräne vermutet man neben einer genetischen Veranlagung eine Vielzahl von Triggern, die einen Anfall auslösen können. Das ist individuell sehr verschieden. Man kann versuchen Auslöser zu vermeiden. Die Trigger, die einen Anfall auslösen können wie Alkohol, Schlafmangel, bestimmte Nahrungsmittel, sind allerdings nicht die Ursache.
Neben Schmerzmitteln gibt es Triptane, die speziell auf Migränekopfschmerzen einwirken.
Kopfschmerzen aus Sicht der TCM
Abgesehen davon, dass viele Menschen nicht dauernd Schmerzmittel einnehmen wollen und/ oder sie auch nicht gut vertragen, gibt es bei übermässsigem Schmerzmittelgebrauch die Gefahr eines durch die Schmerzmittel selbst ausgelösten Kopfschmerzes. Diese Gefahr besteht bei der traditionell chinesischen Medizin nicht.
Laut der "GERAC Studie" (der weltweit größten von den gesetzlichen Krankenkassen beauftragten Studie zur Akupunktur) wurde die Wirksamkeit bei z.B. Spannungskopfschmerzen eindeutig bewiesen. Die Schmerzattacken konnten halbiert werden.
Man kann Akupunktur komplementär, also neben der Schulmedizin anwenden.
Die Einteilung in primär und sekundäre Schmerzen gibt es in der TCM nicht. Dafür ordnet man die Symptome in verschiedene Muster zur Differenzierung ein.
Die Erkenntnisse beruhen auf jahrhundertelanger Erfahrung und genauer Beobachtung der Menschen. Der Mensch wird nicht losgelöst betrachtet, sondern im Kontext seiner Umwelt. Damit ist nicht nur der familiäre und soziologische Hintergrund gemeint, sondern auch wirklich ganz konkret die Umweltbedingungen.
Wie ist das Klima, das Wetter? Kälte, Hitze, Feuchtigkeit haben einen eindeutigen Einfluss auf den Körper. So ist natürlich auch wichtig in welchem Umfeld der Mensch sich befindet. Arbeitet jemand beispielsweise als Gärtner, ist er ständig dem Wetter ausgesetzt, während jemand, der im Büro arbeitet, vielleicht unter den Auswirkungen einer Klimaanlage leidet oder einer falschen Haltung.
Die geerbte Veranlagung spielt ebenso eine Rolle wie der momentane Lebenswandel. Bewegt man sich? Isst man regelmäßig und ausgewogen? Jede übermäßige Emotion wie Frustration, Zorn, Trauer kann krank machen.
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Daher ist es wichtig den Patienten ausführlich zu befragen und zu untersuchen.
Daher dauert eine Erstanamnese in der TCM auch viel länger.
Wie sieht eine Behandlung mit Akupunktur aus?
Es gibt viele verschiedene Herangehensweisen und diagnostische Kriterien nach denen ein Therapeut vorgehen kann
Leitbahnbezug von Kopfschmerzen in der TCM
Der Ort, an dem Kopfschmerzen auftreten sagt meist etwas aus über die Ursache. Beispielsweise haben pochende Kopfschmerzen in der Schläfenregion meist einen Bezug zu Leber und Gallenblase. Dumpfe Kopfschmerzen in der Stirnregion, oft ein Ausdruck von Störungen der Verdauung bzw. des Magens.
Es gibt auf der Körperoberfläche zwölf Leitbahnenpaare, die jeweils symmetrisch angeordnet sind. Darüber hinaus noch vorne und hinten eine Bahn. Auf dem oberflächlichen Verlauf der Leitbahnen liegen die Akupunkturpunkte.
Es gibt darüberhinaus innere Verläufe und eine Verbindung zu den jeweiligen Organfunktionen.
Man kann weit entfernt vom Schmerzgeschehen darauf Einfluß nehmen.
Der Blasenmeridian zum Beispiel verläuft beidseits in zwei Strängen über den Kopf, die Wirbelsäule entlang bis zu den Füßen.
Man kann mit einem Akupunkturpunkt am Fuß Einfluß nehmen auf den Kopf. Das klingt vielleicht erstaunlich,aber auch schulmedizinisch gibt es Nervenbahnen, die entstehungsgeschichtlich miteinander verbunden sind. Oft strahlt ja ein Herzinfarkt in den Arm aus.
Kopfschmerzen auf Grund von Leere und Fülle
Grundsätzlich unterscheidet man in der TCM zwischen einer Leere und einer Fülle. Eine Leere bezeichnet im Grunde einen Mangelzustand, zum Beispiel ein Mangel an Energie und /oder Blut. Den hat man schon dann vorübergehend , wenn man zu lange nichts gegessen hat und/ oder zu wenig geschlafen hat. Eine chronische Krankheit, lang andauernder Stress, falsche Ernährung können zu einem chronischen Leerezustand führen. Weil zu wenig Energie da ist, kommt quasi keine Energie im Kopf an.
Eine Fülle dagegen beschreibt einen Zustand bei dem von etwas zu viel ist. Äußere wie innere Störungen können zu einem Füllezustand führen. Ständiger Stress, falsches Essen, übermäßige Emotionen, insbesondere Wut und Zorn können zu einem Füllezustand führen. Das klassische HB Männchen beschreibt diesen Zustand sehr gut.
Schmerzen bei einer Fülle sind generell von heftigerer Art, treten plötzlich auf, sind oft pochend.
Bei einem Leere Zustand kann es generell sein, dass Qi und Blut nicht am Kopf ankommen, weil es zu wenig von beidem gibt.
Daher sind solche Kopfschmerzen oft chronisch, aber nicht ganz so stark. Oft sind sie begleitet von einem Schwächegefühl, oder von einem Gefühl benebelt zu sein oder sich nicht gut konzentrieren zu können.
Prinzipiell ist es leichter eine Fülle zu behandeln als eine Leere bzw. einen Schwächezustand.
Denn ein Schwächezustand entsteht meist über einen längeren Zeitraum durch jahrelangen Stress, Überarbeitung, falsche Ernährung etc.
Natürlich tritt beides in der Praxis auch sehr oft gemischt auf.
Behandlung
Mit Hilfe verschiedener diagnostischer Kriterien wird vom Therapeuten eine geeignete Kombination von Akupunkturpunkten ausgewählt.
Diese Punkte können wie beschrieben an weit vom Schmerz entfernten Orten liegen. Man kann aber auch direkt schmerzempfindliche Punkte nadeln. Die Akupunkturnadeln, überwiegend japanischer Art, die ich benutze, sind so beschaffen, dass man den Einstick kaum spürt und meist empfinden die Patienten eine sofortige Linderung der Beschwerden und können sich entspannen. Die Nadeln bleiben ungefähr zwanzig Minuten liegen. Eine Behandlung erfolgt durchschnittlich einmal pro Woche.
Je länger ein chronischer Schmerz besteht umso länger dauert auch auch die Behandlung.
Geschrieben von Ute Matzpreiksch-Lokies